IM GESPRÄCH MIT PATTERN DESIGNERIN EUGÉNIE HADINOTO

Die Surface Pattern Designerin Eugénie Hadinoto unterrichtet an der HTL Spengergasse, entwirft unter “designattack” Grafikdesigns für renommierte Kunden und bezeichnet sich selbst als „riesigen Musternerd“. Dieses Jahr hat sie unter das Motto „52 Weeks of Patterns and Products“ gestellt und zeigt auf ihrer Website www.geometria.design jede Woche neue Muster. Seit kurzem bietet sie mit ihren „Muster Design Sessions“ auch Kurse für Modedesigner an.

Du verwendest den Begriff Surface Pattern Design, was versteht man darunter, wo liegt der Unterschied zwischen Grafikdesign, Textildesign und Surface Pattern Design?
Der Begriff Surface Pattern Design bezieht sich grundsätzlich auf die Gestaltung von Oberflächen. Dies geschieht durch Farben, Materialien, Texturen, Bilder und Muster. Zu den gestaltbaren Flächen zählt eigentlich alles, was eine Oberfläche hat: Textilien, Papier, Gebäudefassaden, alles was man im Interiorbereich findet, Accessoires, Elektronikwaren etc. Der Begriff kommt aus dem englischsprachigen Raum und hat sich, meiner Erfahrung nach, bei uns noch nicht wirklich durchgesetzt.

Surface Pattern Design wird bei uns gerne auch mit Textildesign gleichgesetzt, vor allem, wenn es um die Gestaltung von Musterdesigns geht. Textildesign würde ich allgemein so definieren, dass es sich logischerweise auf die Gestaltung von Textilien konzentriert. Im Grafikdesign gibt es, wie beim Textildesign, ebenfalls eine Überschneidung zum Surface Pattern-Bereich, nämlich dort, wo es um die Gestaltung von Mustern geht. Muster sind im Grafikbereich definitiv aktuell: Blockartige, geometrische Formen oder Neo Memphis etc., ansonsten geht es im Grafikdesign natürlich um gänzlich andere Dinge (lacht).

Was ist das zentrale Produkt eines Surface Pattern Designers?
Musterdesigns sind sicherlich das zentrale Produkt eines Surface Pattern Designers.

Wer sind die Kunden von Surface Pattern Designern?
Die Kunden kommen aus unterschiedlichen Bereichen wie Textil, Fashion, Interior & Lifestyle etc.

Du hast Deine Masterthesis zum Thema Surface Pattern Design in Österreich geschrieben. Darin untersuchst Du bzw. legst dar, dass es im Gegensatz zu anderen Ländern keine relevante Surface Pattern Design Szene gibt. Woran liegt das?
Ich würde mal sagen, dass es ein Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren ist, angefangen von der fehlenden umfassenden Ausbildung in Österreich über die hohe Einstiegshürde ins Business bis hin zur fehlenden Industrie vor Ort. Möchte jemand ein Surface Pattern Design Studio in Österreich gründen, gibt es zahlreiche Umstände, die den erfolgreichen Einstieg erschweren:
• Eine Teilnahme an Messen ist für Einsteiger in der Regel sehr teuer.
• Es stehen keine nennenswerten Plattformen für Informationsaustausch zur Verfügung.
• Für Schüler und Studenten gibt es nur wenige Praxisplätze, um Erfahrungen und Kontakte zu
sammeln.
• Der Begriff Surface Pattern Design ist der Wirtschaftskammer Österreich und Institutionen der
heimischen Kreativwirtschaft weitgehend unbekannt. Es gibt nahezu keine fachspezifische Unterstützung der Wirtschaftskammer bei der Gründung in Bezug auf Surface Pattern Design.

In welchen Ländern ist Surface Pattern Design besonders präsent? Woher kommt Surface Pattern Design?
Surface Pattern Design, auf Musterdesign-Studios bezogen, ist sicherlich in Großbritannien sehr präsent, verstärkt durch den Arts and Crafts Background. Man denke nur an die wunderbaren, floralen Muster von William Morris. In Skandinavien gibt es ebenfalls viele Studios wie beispielsweise Marimekko. Dort sind Muster und Ornamente einfach Tradition. Und Italien, das durch seine Modeindustrie ideale Abnehmer für Muster hatte, ist ebenfalls ein wichtiges Zentrum. Mittlerweile sind aber schon viele Produzenten nach Asien abgewandert, was wiederum die Anzahl der Musterdesign-Studios in Italien verringert hat. Ansonsten gibt es natürlich viele Länder, in denen Musterdesigns eine wichtige Rolle spielen, wie in manchen afrikanischen Staaten, beispielsweise Nigeria oder in Indien, Japan etc. Ich habe mich vorhin aber auf die Präsenz von Designstudios auf den großen Messen beschränkt. Surface Pattern Design gibt es wahrscheinlich schon seit es Menschen gibt. Bereits auf den über 5000 Jahre alten Ggantija-Tempeln auf Malta sind musterartige, kreisförmige Einkerbungen zu sehen.

Wie kommen österreichische Textilbetriebe zu ihren Designs?
Welche Textilbetriebe? (lacht) Naja, ich nehme an, dass größere Betriebe wie beispielsweise Backhausen ihre eigenen Designer haben.

Warum kooperieren kaum österreichische Modedesigner mit Surface Pattern Designern?
Das frage ich mich auch. Ich denke, dass es einerseits wenig Bewusstsein für Surface Pattern Design in Österreich gibt und andererseits die wenigen vorhandenen Surface Pattern Designer nicht sichtbar genug sind.

Einige kleine österreichische Stoffhändler wie z.Bsp. Zwirnpiraten produzieren ihre eigenen Stoffdesigns, sogenannte EPs – eine gute und spannende Entwicklung?
Ja, sicherlich eine tolle Entwicklung. Durch die Möglichkeit des digitalen Textildrucks kann man heute schon geringe Metragen zu einem vernünftigen Preis produzieren lassen. Der Umwelt zuliebe sollten sich Designer aber darauf konzentrieren, nachhaltig zu produzieren. Also weg von der Fast Fashion und vom Verbrauchsartikel hin zum Gebrauchsartikel, der nicht nach einer Saison weggeworfen wird.

Seit kurzem bietest Du die „Musterdesign Sessions“ an. Was lernt man in Deinen Kursen?
Momentan gibt es eine kleine Pause für die analogen Musterdesign Sessions, weil ich gerade dabei bin, Online-Tutorials zu entwickeln. Die Tutorials sollen dann alle Aspekte des Musterdesigns abdecken, angefangen von umfassenden Programmkenntnissen (Adobe Illustrator und Photoshop) über Ideenfindung, Motiventwicklung, Rapportierung bis hin zur Produktionsvorbereitung und
Präsentation.

Eine Frage an die Expertin: Welche Muster werden die kommende Sommermode dominieren?
Hmm, sicherlich Geometrisches (groß und blockartig, aber auch kleinteilig und dezenter), Streifen, Texturen und Animal Skin. Florales ist sicherlich heuer auch dabei. Ich bin gespannt, was sich davon bei uns in Österreich durchsetzen wird.

GEOMETRIA / Eugénie Hadinoto
www.geometria.design
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