INTERVIEW MIT DER DESIGNERIN MONICA FERRRARI

Monica Ferrari-Krieger ist ausgebildete Schnittdirectrice und Maßdesignerin. Unter anderem entwirft sie Prototypen für österreichische und internationale Modelabels. Unter dem Label Monica Ferrari bringt sie regelmäßig kleine Kollektionen heraus. Wir haben mit ihr über den Kleidungsstil der Italienerinnen, die Leichtigkeit französischer Mode und über die Farbe Dunkelblau gesprochen.

Du bist italienische Schweizerin, dein Mann ist Franzose, du hast in Berlin gelebt und gearbeitet. Seit 20 Jahren wohnst du in Wien. Bist du in Modedingen schon eine Österreicherin?
Ich bin Italienerin, und ich bin auch ein bisschen Französin, aber eigentlich bin ich immer eine Italienerin.

Wie würdest du italienische Mode beschreiben?
Wir Italienerinnen wollen immer elegant sein. Man muss immer schick sein, wir sind auch im Alltag immer gut angezogen, egal was wir machen.

Italienische Mode ist auch bekannt für die gute Qualität der Materialien.
Ja, diese edlen Materialien wie Flanell, Wolle, Kaschmir oder Seide sind typisch für Italien. Auch das Material muss immer edel sein. Italiener sind in ihrer Mode nicht wirklich fantasievoll oder extravagant, aber sie sind immer elegant. Das ist vielleicht die italienische Mentalität: besser ein bisschen langweilig, aber man ist gut angezogen. Das ist wohl in eine drinnen, da kann man auch nichts machen. Ich erinnere mich, in Berlin als Kostümbildnerin in der Filmbranche bin ich immer kritisiert worden, weil ich zu schön angezogen war. Die Leute haben gedacht, dass meine Kleidung unpraktisch ist. Für mich sind aber Wollhosen genau so praktisch wie Jeans.

Der deutsche Kleidungsstil wurde einmal als Jack-Wolfskin-Uniform beschrieben. Ist es bei den Österreichern auch so schlimm?
Ehrlich gesagt, mir tut es weh zu sagen, die Italienerin ist so und die Österreicherin ist so. Jeder ist frei in der Mode. Aber es gibt natürlich einen gewissen Stil. In Mailand zum Beispiel sind alle gut angezogen, auch die Männer. Die Männer sind auch sehr gepflegt, das ist das Naturell. Österreicher sind praktischer, in Österreich muss Kleidung praktisch sein.

Das hat vielleicht auch mit dem Wetter zu tun.
Das ist wahrscheinlich der Punkt. In Österreich ist es kalt, man muss warm
angezogen sein, das ist der Unterschied. In Italien kann man das ganze Jahr über nur einen Wollmantel mit dem Schal anziehen. Aber was mir hier in Wien ein bisschen fehlt, ist die Eleganz im Alltag. Eigentlich braucht man nicht viel, man kann simpel und schön angezogen sein. Ich würde mir wünschen, dass die Österreicherinnen mehr Mut zu Eleganz hätten, ohne gleich zu denken, sie würden bieder wirken. Ich habe den Eindruck, in Italien behalten auch ältere Frauen die Lust, weiter modern und feminin zu bleiben.

Das heißt, euer Kleidungsstil verändert sich weniger über die Jahre.
Ja, das glaube ich schon. Die Italienerinnen, aber auch die Französinnen verändern ihren Modestil
nicht so sehr. Wenn ich an meinen Look als Jugendliche denke und wenn ich Fotos von mir anschaue, als ich 15 war, ich war immer gleich, naja ein bisschen Punk vielleicht, aber eigentlich bin ich immer gleich geblieben. Natürlich ist jede Zeit anders, aber ich habe an meiner Garderobe nicht viel verändert.

Wie stehst du zu Farben?
Generell bin ich persönlich etwas zurückhaltend bei Farben. Ich denke, man sollte nicht unbedingt zu Farben greifen, um “frisch” zu wirken. Dunkelblau ist nicht so konvervativ, wie viele denken. Für mich ist die Kombination Dunkelblau mit Schwarz einfach edel.

Du entwirfst Schnitte unter anderem für das französisch-österreichische Modelabel Sylvie T.
Was macht französische Mode aus?

Ich finde, die Französinnen sind in der Mode ein bisschen fantasievoller als zum Beispiel die Italienerinnen. Französische Mode ist verspielter. Französinnen haben Pep und sind damit sexy.
Diese französische Leichtigkeit sieht man auch bei Sylvie T., ihre Kleider sind feminin und natürlich. Das hat auch etwas mit Humor zu tun.


Welche Styling-Tipps hast du für uns?
Wenn man unsicher ist, sollte man es simpel machen: eine gut geschnittene Hose, ein Paar guter Schuhe, eine Jacke – basta! Dunkelblau steht zum Beispiel jedem und mit Dunkelblau macht man keine Fehler. Aber wie gesagt, jeder ist in der Mode frei und das Wichtigste ist, seiner Persönlichkeit treu zu bleiben.